Werke 1996 - 2011
Alle Bilder ohne Titel, Mischtechnik auf Leinwand / Nessel / Holz Preise auf Anfrage
ohne Titel, 2008, Mischtechnik auf Büttenpapier 65 x 50 cm Preise auf Anfrage
Göttinger Tageblatt 16.09.2012
Graben im persönlichen Feld der geschichteten Moderne
Die Spur, die Frank Werger zieht, besteht aus Zeichen, sie zieht sich von weit her durch verschiedene Ebenen, Schichten von Sand, Geröll, Fundstücken und ihr Anfang mag längst nicht mehr auszumachen sein. Einige Stöcke liegen am Wegesrand, aber auch Gold könnte man finden, vielleicht.
Zunächst aber beginnt es profan: Ein zerrissener Schnipsel einer Verlagsanstalt, ein Erratum vermutlich, teilt mit: „Bei den Fragen 1,2,4 und 6 ist der Zusatz „und Kraftfahrstraßen“ zu streichen“. Die collagierten Stücke werden von weiteren, allerdings unlesbaren, begleitet. Sie sind mit Farbe überdeckt, eingewachsen in die Oberfläche der Malerei, die sich wiederum aus vermeintlich Zeichenhaftem, Schlangenlinien auf wechselndem Grund, generiert. Darunter, Schicht um Schicht, Gestaltgebendes, Palimpsestartiges, gereinigt, überlagert, freiliegend und doch längst verschwunden. Erdig bearbeitet wirken die grauen, dunkleren Teile der Bilder, andernorts flirren Rot- und Magentatöne umeinander, umgibt sich Aprikose mit Orange an Sand.
Mit weniger Heftigkeit als Tapies, mit weitaus mehr Ordnung als Twombly, mit weniger Fundsachen als Dadaisten oder Kubisten gräbt Werger nicht nur in der Kunst der Moderne, sondern auch in einem ganz persönlichen Feld, so scheint es. Er spachtelt und malt, holt hervor und überklebt, arbeitet orientiert an Material und Form, komponiert dabei klassisch. (...)
Von Tina Lüers
geboren 1953 in Hannover
Abitur, Zivildienst, Lehre als Feinmechaniker
Studium der Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig
Erstes Staatsexamen, Referendariat, Zweites Staatsexamen
freischaffender Maler und Grafiker seit 1988
2001 Heirat mit Gisela Zettelmeier
Kunsterzieher am Oberharz-Gymnasium Braunlage von 2003 bis 2011
seit 2008 schwere, fortschreitende Erkrankung
2011 erzwingt die Krankheit die Aufgabe des Braunschweiger Ateliers
2012 entstehen die letzten großen Malereien im Braunlager Küchen-Atelier
am 20. August 2014 findet Frank Werger Erlösung von seinem Leiden
2015 Künstlerhaus Braunschweig zu Gast im Allgemeinen Konsumverein, Braunschweig (E)
2012 Künstlerhaus Göttingen (E)
Galerie j3fm, Hannover (E)
2009 Wernigeröder Kunst- & Kulturverein (E)
Kloster Michaelstein (E)
2008 Evangelische Akademie Loccum (E)
2007 Kunstverein Springe Jubiläumsausstellung
2006 Kunstverein Springe (E)
Museumszentrum Lorsch (E)
Bundesministerium der Justiz (mit Denis Stuart Rose)
2005 Kunst- und Antiquitätenmesse Hannover (Galerie Koch)
Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)
2004 Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)
Art Frankfurt (Galerie Koch)
2003 Galerie Koch, Hannover (E)
2002 Niedersächsisches Umweltministerium, Hannover (E)
Allgemeiner Konsumverein, Braunschweig (E)
2001 Galerie „On dirait la mer“, Marseille (E)
2000 Verwaltungsgericht Hannover (E)
Kulturinstitut Müvézet Malom, Szentendre, Ungarn (mit Denis Stuart Rose)
Hidegzuhany Galéria, Tatabánya, Ungarn (E)
Expo Hannover, Deutscher Pavillon
Teilnahme am 4. Internationalen Stahlbildhauersymposium in Tatabánya, Ungarn
1999 Forum im Kreishaus, Goslar (E)
Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland, New York City (E) Katalog
1998 Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Bonn (E) Katalog
Niedersächsische Gesellschaft für Landesentwicklung und Wohnungsbau mbH, Hannover (E)
Galerie der Norddeutschen Landesbank, Braunschweig (E)
1997 Niedersächsisches Ministerium der Justiz und für Europaangelegenheiten, Hannover (E)
Centre Oceasource, Aix-en-Provence, Les Milles (E)
1996 Kunstverein Schopfheim (E)
Galerie Fondermann, Malente-Kirchnüchel
1995 Galerie Kunstück, Oldenburg (E)
1994 Buch und Kunst, Braunschweig (E)
1992 Oberverwaltungsgericht Schleswig (E)
1991 Galerie Bild und Glas, Hamburg (E)
Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe (E)
1989 Kunstverein Jerxheim (E)
Galerie im Alten Weserhof, Bevern (E)
E = Einzelausstellung
Bundesministerium der Justiz, Berlin 2006
JUST IN TIME
Denis Stuart Rose & Frank Werger
Klanginstallation: 11 Stelen (Stahl, Weißblech) - 13 Stühle, geweißt - Mixed Media
Die Installation im Innenhof des Bundesministeriums der Justiz folgt der Ordnung des Raumes. Die Bodenplatten der Stelen sind in Größe und Platzierung exakt auf die Pflasterung des Hofes bezogen.
Die Stühle untergraben diese strenge Ordnung spielerisch. Ihrer Funktion beraubt, gewinnen sie - als geweißte Form und als Relikt - für sich ihre eigene neue Dimension. Zum Sitzen und Innehalten sind sie nicht da.
Der Installation nähertretend dann: Eindrücke von Verfall, von Rost und Schmutz, archetypische Zeichen von Vergänglichkeit. Aus den schrundigen Stahlstelen kaum wahrnehmbare (Alltags)-Geräusche, Gewisper und Geraune. Sie zu dechiffrieren versuchend, muss der Betrachter sich den Stelen auf kurze Distanz nähern. Aber was hört er da - und: gerät er dabei nicht in die Rolle des Belauschenden? Eine Anspielung vielleicht auf den Ort der Installation: das Bundesministerium der Justiz?
Die Rätselhaftigkeit der Töne und Geräusche aus dem Inneren der Stehlen, ihre Flüchtigkeit, die der Betrachter im Weitergehen erfährt: stellen sie die in vielen Kulturen verwurzelten Konnotationen des Topos Stele - besonders als Symbol des Fortlebens - subtil in Frage? Und führen dann die anarchischen Stühle um die Stelen herum nicht so etwas wie einen stillen Mummenschanz auf?
Foto: Helga Licht-Rose